Kettwiger Jazzfest 22.09.2023 10 Jahre Jazz & More

Ein bewegendes Jazzfest erinnerte an Remy Filipovitch

Von Sven Thielmann

Den urgemütlichen, aber arg engen Gewölbekeller, wo alles begann, vermisste wohl niemand wirklich bei der bestens besuchten Feier „10 Jahre Jazz & More“ im Alten Bahnhof Kettwig. Sehr wohl dagegen den 2018 viel zu früh verstorbenen Saxophonisten Remy Filipovitch, der die beachtliche Konzertreihe weiland mit dem Internisten und Jazzfan Frank Steinhardt begründet hatte. Der erinnerte – nach einem zart-duftigen „Lament for Remy“ des famos solierenden Baritonsaxophonisten Hans-Jörg Hussong – mit warmen Worten an den großartigen Musiker aus Litauen, dessen liebenswürdige Bescheidenheit seiner Weltkarriere im Wege stand.

Dabei spielte Remy Filipovitch Ende der 1960er-Jahre erst mit polnischen Jazzgrößen wie Zbigniew Namysłowski und Tomasz Stańko und später in Amerika mit Stars von Gary Burton bis Miroslav Vitouš. Danach übernahm er in den führenden deutschen Big Bands wie der des WDR eine tragende Rolle, um schließlich still und leise, wie es seine Art war, von Kettwig aus als Hochschullehrer und Kurator von „Jazz & More“ zu wirken.

Dass Remy Filipovitch auch ein grandioser Komponist war, demonstrierte seine alte Band, das „Jazzquartett West“, mit dem Altsaxophonisten André Meisner als formidablem Gast erfrischend unnostalgisch und doch bewegend. Die alten Jazzfans schwelten erinnerungsselig im Wohlklang von Vibraphon (Mathias Haus) und Flügel (Thomas Hufschmidt), den Meisner delikat beseelte. Die Jugend im großen Saal genoss schlicht feinen Modern Jazz, den Walfried Böcker (Bass) und der immer noch taufrische Peter Weiss am Schlagzeug satt und süffig grundierten.

Lässig swingend, servierte der flotte Vierer nach der Pause – nun ohne Bläser – dann eigene Stücke, denen ihr Spitzenklöppler flirrenden Glanz auflegte. Ein entspanntes Vergnügen, das von ihren Zuhörern lautstark bejubelt wurde. Zum Dank gab es erst ganz filigran den alten Standard „I Hear a Rhapsody“ und dann den knackig groovenden Herbie-Hancock-Hit „Watermelon Man“ als krönendes Finale eines starken Jazzabends, der Remy Filipovitch gewiss gefallen hätte.